Ein hohes C auf die Blockflöte

Ein hohes C auf die Blockflöte

Der 10. Januar ist seit neun Jahren der „Internationale Tag der Blockflöte“. Das entzückt mich in diesem Jahr besonders, weil ich mir zu Weihnachten nach jahrzehntelanger Spielpause eine Altflöte geschenkt habe. Dank des guten Blockflötenunterrichtes von damals, steht meinem persönlichen „Schnabelflöten-Revival“ nichts im Wege.

Der „Internationale Tag der Blockflöte“ kann aber auch nachdenklich stimmen, denn in den letzten 20 Jahren hat sich die Zahl der Blockflötenspieler hierzulande auf rund 50.000 halbiert. Wieso? Zum einen wahrscheinlich deswegen, weil es derzeit kein sogenanntes Zugpferd für dieses Instrument gibt. Die Geige hat David Garrett, das Klavier hat Lang Lang und die Mundharmonika hat Michael Hirte – aber wen hat die Blockflöte? Solange mich beim Spielen noch eine akute Luftnot an eine falsche oder gar ausgesetzte Atmung erinnert, bin ich als Zugpferd nicht geeignet. Auch zeugen immer noch Tropfspuren auf den Jeans von wenig Spielroutine und bei meiner Anzahl der Flötentöne pro Sekunde kann man noch problemlos mitzählen!

Zum anderen, vermute ich, ist der Rückgang der Blockflötenspieler mit großer Wahrscheinlichkeit den vielen Blockflötenopfern geschuldet. Diese Blockflötenopfer sind Personen, die den Übenden und Spielenden wieder und wieder ungewollt zuhören müssen, weil sie im gleichen Haus leben. Diese Qual führt natürlich seitens der Betroffenen bewusst oder unbewusst zu Negativpropaganda. Schlagzeugopfer kann man schon werden, wenn der Übende nur in der gleichen Straße wohnt. Aber das nur am Rande!

Deshalb richtet sich der „Internationale Tag der Blockflöte“ für mich nicht nur an das Instrument selbst, sondern auch an die vielen traumatisierten Passivspieler, für die sich die Töne einer Blockflöte anhören wie ein mittelschwerer Tinnitus.

Schuhmachermeister Carl-Heinz Broers

 

Im November 2014 konnte ich mein – für mich besonderes – Interview mit dem Schuhmachermeister Carl-Heinz Broers, weit über 80 Jahre, senden. Für diese Sendung hatten wir uns das Thema „Schuhe“ zur Vorgabe gemacht und jeder aus der Redaktion schaute, was ihm dazu einfällt. Mir fiel „der alte Schuster“ in meiner Gemeinde ein…

Gibt es eine Verpflichtung zum Leben?

Gibt es eine Verpflichtung zum Leben?

Die Meinungen zum Thema „Sterbehilfe“ gehen weit auseinander. Auch wenn es dazu in vielen Ländern der Welt inzwischen Positionen und Gesetze gibt, so bleiben die kontroversen Diskussionen zu dem Thema nicht aus. Wenn man sich ein wenig mit der Thematik und mit der damit verbundenen Problematik befasst, dann spricht man nicht mehr nur von Sterbehilfe, sondern grob gesehen von drei Varianten: die aktive, die passive und die indirekte Sterbehilfe.

Am umstrittensten ist die aktive Sterbehilfe, die das gezielte Herbeiführen des Todes durch Handeln aufgrund des Wunsches einer Person meint. Im Jahre 2001 ließ die Niederlande als erstes Land der Welt diese zu; in vielen anderen Ländern ist sie verboten und wird sogar gleichgesetzt mit fahrlässiger Tötung oder Mord.

Ich recherchiere, was die Argumente der Gegner vom selbstbestimmten Sterben sind – und werde fündig: Zum Beispiel sind es die vielen Erfahrungen von Psychologen und Seelsorgern, die sich einig sind, dass eine Mehrzahl der Menschen, die einen missglückten Suizid hinter sich haben, diesen oft bereuen und froh sind, dass er missglückte. Ein selbstbestimmtes Sterben könnte dieser Fehlentscheidung Vorschub leisten. Ein gutes Argument. Nur frage ich mich in dem Zusammenhang, wieso ist die Beihilfe zur Selbsttötung, die einer aktiven Sterbehilfe sehr nahe kommen könnte, dann hierzulande erlaubt und straffrei?

Gegner der aktiven Sterbehilfe beharren darauf, dass es sich dabei um Euthanasie handelt. Sie haben recht im Sinne der Wortbedeutung: Euthanasie ist ein Fremdwort, welches sich aus dem altgriechischen „schön“, „gut“ und „Tod“ herleitet. Die Gegner ziehen aber einen direkten Vergleich zu dem im dritten Reich missbrauchten Begriff der Euthanasie, bei der es um systematisches Morden ging. Dieser Vergleich ist äußerst unangemessen, denn die Sterbehilfe bezieht sich auf Sterbewillige – und all die Körperbehinderten, die geistig Minderbemittelten, die rassisch und sozial Unerwünschten wollten nicht sterben!

Natürlich haben auch die christlichen Kirchen ihren Standpunkt: Das 5. Gebot verbietet es, zu töten und die Selbsttötung, wie Saul oder Judas sie vornahmen, ist sündhaft. Basta!

Dabei kann ich mich auch an Religionsunterricht erinnern, in dem gelehrt wurde, dass das Sterben zum Leben gehört, dass es schön sei bei Gott im Himmel und dass das Sterben nicht das Ende ist, sondern ein neuer Anfang. Wieso ist dann die Sterbehilfe für einige so verwerflich, wenn es einem Menschen den unausweichlichen Übergang in dieses unbekannte Danach erleichtern kann?

Gesetzlich verankert ist der Schutz von Leben – und das ist auch gut so! Aber sind wir deshalb auch verpflichtet zum Leben? Selbst wenn ausschließlich Maschinen dieses sogenannte Leben ermöglichen würden und auch wenn die Mittel der überaus wichtigen Palliativmedizin die Schmerzen nicht völlig nehmen können?

Für mich steht fest: Sterbehilfe, ob passiv, aktiv oder indirekt kann ein Beistand für die Entscheidung eines Sterbewilligen sein und sollte so selbstverständlich sein dürfen wie die Geburtshilfe, die auch eingreift, wenn es auf natürliche Weise nicht möglich ist!

Vornamen wie Rebhühner

Vornamen wie Rebhühner

 Der Jahreswechsel lädt immer zu Rückblicken, Statistiken und diversen Auswertungen ein. Deshalb lesen wir auch jetzt von den beliebtesten Vornamen des Jahres 2013. Und wieder stelle ich fest, dass mein Vorname es trotz idealer Bedingungen nicht unter die „ersten zehn“ schaffte. Inge ist kurz, zu 50% mit klangvollen Vokalen bestückt und nordisch – zumindest kommt er nicht aus dem Süden! Alles Bilderbuch-Gegebenheiten, um derzeit in dieser Hitliste erwähnt zu werden.

Seit über 40 Jahren lebe ich damit, einen Vornamen zu haben, der ähnliche Probleme hat, wie heutzutage das Rebhuhn. Sie sind vom Aussterben bedroht! Zu der Zeit, als ich geboren wurde, gaben Eltern ihren Töchtern Namen wie Nicole, Tanja, Claudia oder Sabine. Ich drehte mich all’ die Jahre in der Schule als einzige um, wenn dieser Name gerufen wurde. Und ich drehte mich nicht gern um, das können Sie mir glauben. Es war nicht einfach, einen Rufnamen zu haben, den lediglich Damen aus der Nahtod-Generation trugen.

Aber irgendwann kapierte ich, dass sich mein Name nicht ändern wird, also musste ich meine Einstellung dazu ändern. Und das ist mir gelungen: Wie schön, in meiner Generation „die Inge“ zu sein, ohne dass mein Umfeld fragen muss: „Welche Inge?“ Das Rebhuhn ernannte ich zu meinem Lieblingstier und wie angenehm, wenn man irgendwann erkennt, dass der Vorname doch eigentlich genauso ist, wie man selbst: knackig, klar und unmissverständlich! Um mein positives Namensbild abzurunden, startete ich irgendwann eine Rechercheoffensive und siehe da, seit dem kann ich stolz erzählen, dass der Vorname Inge in der Hitliste auf Platz 6 steht! Zugegeben – das war in den 30er Jahren, aber im Auslassen überflüssiger Details bin ich inzwischen sehr gut. Übungssache! Also – all’ ihr kleinen „Monikas“ und „Jürgens“ von heute: Rebhühner sind hübsche Tiere!

Herrlich dämlich

Herrlich dämlich

 Wahrlich zähle ich nicht zu den Hardcore-Emanzen, die in allen männerdominierten Begriffen eine Herabwürdigung der Frauenwelt sehen. Ohne Probleme kann ich von einer ‚Mannschaft’ sprechen oder auch vom Krankheitsbild des ‚Ziegenpeters’. Dabei verfalle ich keinesfalls in kämpferische Haltung mit einem Transparent, auf dem ich fordere, zukünftig von einer ‚Frauschaft’ und von einer ‚Ziegenpetra’ zu berichten. Ich frage auch nicht, wieso Kinder gehänselt werden und nicht gegretelt?

Und dass der von vielen hergeleitete Ursprung des Wortes ‚dämlich’ im Vergleich zu ‚herrlich’ nicht richtig ist, lässt mich nach eingehender Recherche entspannt meine Fußnägel lackieren! ‚Dämlich’ kommt von ‚Dame’? Fehlanzeige! Das hätten manche vielleicht gerne – zur Aufpolierung des eigenen Egos! Tatsächlich aber hat sich ‚dämlich’ aus dem Verb ‚dämeln’ oder ‚dammeln’ entwickelt, was wiederum für ‚verwirrt sein’ steht.

Nach diesem beruhigenden Ausflug in die Etymologie, liebe Frauen, ist jede Behauptung eines spätpubertären Mannes, nämlich dass ‚dämlich’ (umgangssprachlich für dumm, einfältig oder ungeschickt) sich aus dem Wort ‚Dame’ entwickelt hat und eine direkte Verbindung darstellt, schlicht und einfach falsch!

Ganz ehrlich: Dass ich das heute mit dem ‚dämlich’ klarstellen kann, finde ich herrlich!

Lesen durch Schreiben

Lesen durch Schreiben

 Eine Lernmethode, bei der Kinder lesen lernen, indem sie schreiben ohne die Rechtschreibregeln einzuhalten – die gibt es! Wie einfach! Scheint im ersten Moment eine Erleichterung für die ABC-Schützen darzustellen. Aber wohl nur im ersten Moment, denn die Zahlen, die die ‚Marburger Studie’ schon im Jahr 2005 offen legte und auch die Bedenken und Beobachtungen von Eltern und Experten sprechen für sich. Zu diesen Beobachtungen gehört auch, dass fast 20 % mehr Kinder eine Rechtschreibschwäche vorweisen sollen, wenn sie nach der oben benannten Methode lesen gelernt haben. In diesem Zusammenhang frage ich mich, wer – wenn nicht die Experten – haben überhaupt diese Methode entwickelt? Das werde ich gleich googlen. Mit Sicherheit lässt sich auch über den grundsätzlichen Sinn der Rechtschreibregeln diskutieren, denn viele Jugendliche machen es vor, dass geschriebene Kommunikation auch ohne Rechtschreibregeln funktioniert. Aber für eine ordnungsliebende Jungfraugeborene aus der mittleren Generation, wie ich es eine bin, ist das Wissen über diese Regeln und ihre richtige Anwendung sehr erstrebenswert. Aber bevor ich die besagte Lernmethode mit vernichtenden Beiwörtern kommentiere, würde ich zu gern diese Methode auch auf andere Bereiche übertragen. Als Test sozusagen. Zum Beispiel, denke ich, ist es durchaus angebracht, die Jugendlichen beim Erlernen des Autofahrens erstmal die Verkehrsregeln beiseite legen zu lassen. Sie sollen sich lieber zunächst auf das Auto selbst, das Gaspedal, den Blinker und die Sitzposition konzentrieren und sich ein flüssiges, ruckfreies Autofahren aneignen. Dass man bei einer roten Ampel anhält oder dass man in einer Ortschaft langsamer fährt als auf einer Autobahn oder dass man an einer Kreuzung ohne Schilder die Erfindung ‚rechts vor links’ anwendet sind Regeln, die sie dann in ihrem zweiten oder dritten Jahr der Verkehrsteilnahme erlernen können. Bis dahin – gute Fahrt!

Geburtstagsbeitrag für Thomas Mann

 

Im Juni 2013 verfasste ich einen Geburtstagsbeitrag für oder über Thomas Mann. Auch wenn er bereits 1955 verstarb, so ist und bleibt er doch in gewisser Weise eine Lübecker Größe. Dass auch Thomas Mann einmal „Radio“ gemacht hat, wusste ich vorher auch nicht…